Flashback: mein Konzertjahr 1973 (7 und Schluss)

17 DM waren zwar damals nicht wenig Geld, aber verglichen mit heutigen Ticket-Preisen doch noch recht erschwinglich.

Wieder in München, wieder in der Olympiahalle, zum dritten Mal in diesem Jahr. Und ein echter Höhepunkt, nicht nur dieses Jahres, sondern in meiner „Konzert-Geschichte“ überhaupt: Pink Floyd geben sich die Ehre und gastieren, um ihre LP Dark Side of the Moon zu promoten. Was eigentlich nicht nötig war, denn diese Platte hatte schon kurz nach ihrem Erscheinen im März die Spitze der Album-Charts erreicht (im Billboard auf Nummer 1 am 28. April) – und sollte auf Jahre hinaus in den Hitparaden verbleiben. Mittlerweile ist sie unter den am meisten verkauften LPs aller Zeiten die Nummer 3. Man durfte also gespannt sein, auch weil die Band in den Vorjahren etliche höchst interessante Alben (Meddle zum Beispiel) eingespielt hatte.

Das Konzert begann sphärisch-psychedelisch mit zwei Nummern aus dem Vorgänger-Album Obscured by Clouds, das auf einem Soundtrack beruhte und eher ein „Nebenwerk“ war. Dann folgte ein Klassiker nach dem anderen: Set the Controls for the Heart of the Sun und Careful with That Axe, Eugene (von der LP Ummagumma), dann ein Floyd-Hauptwerk und eines meiner damaligen Lieblingsstücke: Echoes, das auf der LP Meddle eine ganze Plattenseite einnahm und im Konzert rund 25 Minuten dauerte. Wer diese Stücke kennt, weiß, dass damit die erste Konzertstunde weitgehend instrumental verlief. Doch schon hier konnte man sagen: Der Sound war absolut hervorragend, mit quadrophonischen Effekten, die man geradezu physisch durch die Halle kommen spürte. Das merkt man sogar heute noch wenn man die Bootlegs hört, die es von diesem Konzert gibt. Gleich zwei kann man sich hier auf YouTube zu Gemüt führen.

Die zweite Konzerthälfte brachte dann die komplette Dark Side-LP, und zwar in der exakten Reihenfolge wie auf der Platte. Auch diese Songs wurden perfekt dargeboten, inklusive der in der Studio-Version aufgebotenen Background-Sängerinnen und der beiden Saxophon-Einsätze von Dick Parry (auf Us and Them und Money). Aber ehrlich gesagt: Manchmal war mir das doch fast schon zu perfekt, zu glatt, zu routiniert und ohne jede Überraschung. Die einzigen improvisiert klingenden Momente brachte David Gilmour während seiner (wirklich schönen!) Gitarren-Soli. Als Zugabe bescherte uns Pink Floyd dann noch eine gelungene Version von One of these Days (ebenfalls von Meddle).

Der Gesamteindruck dieses weit über zwei Stunden dauernden Konzerts war zwiespältig: Zum einen bot Pink Floyd viel gute Musik für ihr Geld, darunter einige wirklich tolle Songs, zudem technisch brillant über die Bühne gebracht. Zum anderen ließ mich die Musik eigentümlich kalt, emotional berührte sie mich jedenfalls nicht. Vielleicht lag das an der unpersönlichen Location der Olympiahalle, vielleicht an der riesigen Distanz zur Bühne und den Musikern, vielleicht aber auch an dem erwähnten Perfektionismus. Das Pink Floyd-Konzert war denn auch für lange Zeit (acht Jahre!) das letzte, das mich in die Olympiahalle führte. Die Münchner Jazz-Clubs und überschaubare Locations wie der Circus Krone oder der Kongress-Saal des Deutschen Museums  erschienen mir in den nächsten Jahren erheblich attraktiver.

Damit endet diese kleine Serie. Es gab zwar im Jahr 1973 noch ein weiteres – sehr, sehr schönes – Konzert, und zwar mit Rory Gallagher in eben diesem Circus Krone – aber das habe ich schon vor längerer Zeit gewürdigt.

PS: Aus dieser Zeit gibt es offenbar nur wenige Filmaufnahmen von Pink Floyd. Um wenigstens einen kleinen visuellen Eindruck zu vermitteln, verlinke hier einen Zusammenschnitt, der ebenfalls aus dem Jahr 1973 stammt und bei einem Konzert im März in Atlanta entstand.